Die Gegenwart erlebt eine menschheitsgeschichtlich einmalige Massenproduktion und grenzenlosen Verbreitung von Bildern. Aber was ist ein gutes oder schlechtes, wahrhaftiges oder trügerisches Bild? Diese Frage ist keineswegs neu. So war die Geschichte der christlichen Kunst bestimmt von der Spannung zwischen einem hochkreativen Bilderkult und einer scharfen Bildkritik. Daraus lässt sich für die Gegenwart lernen. Dr. Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. 2024 hat er mit dem Buch „Gottesbilder“ eine vielbeachtete Geschichte der christlichen Kunst veröffentlicht.
Die Pflege krankt und mangelt. Finanziell, personell, strukturell. Wer, wie, wo künftig in Deutschland die Alten und Kranken pflegt, ist gänzlich offen. Sicher ist: Ohne »gemeinsames Engagement aller« wird in der Pflege nichts mehr gehen. Prof. Dr. Thomas Klie analysiert in diesem Vortrag die Dilemmata der Pflegeindustrie und präsentiert Ideen und Perspektiven für die Zukunft. Thomas Klie ist ein deutscher Sozial- und Rechtswissenschaftler. Seine Schwerpunkte liegen u. a. in der sozialen Gerontologie und Pflege. Von 1988 bis 2021 war er als Professor für Rechts- und Verwaltungswissenschaften an der Evangelischen Hochschule Freiburg tätig. Er leitet das 1989 gegründete Institut AGP Sozialforschung und das Zentrum für zivilgesellschaftliches Engagement in Freiburg und Berlin.
In Zeiten der Globalisierung sind Weltsprachen wie Englisch oder Chinesisch ein gängiges Thema, aber die erste eigentliche Weltsprache ist heute, wenn überhaupt, nur noch ein exotischer Name, obwohl sie immer noch gesprochen wird: Aramäisch. Unter den Weltsprachen ist Aramäisch ein Sonderfall, weil mit ihm das persische Großreich um die Mitte des ersten Jahrtausends v.Chr. Sprache und Schrift eines politisch wenig bedeutenden Gebietes gleichsam adoptiert und durch die imperiale Verwaltung zu einem maßgeblichen Kulturträger von Ägypten bis Indien erhoben hat. In mächtigen Netzen von Beamten und Schreibern prägte es sodann Politik, Recht, Literatur und Religion der Alten Welt. In Weltreligionen wie dem Judentum, dem Christentum und dem Islam lebt dieses "Weltreich der Schreiber" bis in die Gegenwart weiter. Der Vortrag führt durch die dreitausendjährige Geschichte des Aramäischen und nennt die wesentlichen Gründe für seinen Erfolg. Prof. Dr. Holger Gzella ist Ordinarius für Alttestamentliche Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er gehört weltweit zu den renommiertesten Experten für die aramäische Sprache, hatte von 2005 bis 2019 den Lehrstuhl für Hebräisch und Aramäisch an der Universität Leiden inne und ist Ordentliches Mitglied der Academia Europaea sowie der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften.
Die Zeiten der immer schnelleren Globalisierung scheinen vorerst vorbei zu sein. Protektionismus, Zölle, Sanktionen und Industriepolitik erleben ein Comeback. Gleichzeitig bedroht der Krieg in der Ukraine die Europäische Sicherheitsordnung, und macht neue Investitionen in Sicherheit unabdingbar. Was bedeuten diese geopolitischen und ökonomischen Umbrüche für Deutschland und das deutsche Wirtschaftsmodell? Moritz Schularick ist seit Juni 2023 Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Sciences Po (Paris). In seiner Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit Finanzmärkten und Vermögenspreisen, Fragen der monetären Makroökonomie und den Ursachen von Finanzkrisen und ökonomischer Ungleichheit. Vor seinem Ruf nach Kiel war Moritz Schularick Professor für Makroökonomie an der Universität Bonn, Direktor des dortigen MacroFinance Labs. Darüber hinaus ist er Mitglied des DFG-Exzellenz-Clusters ECONtribute sowie ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Academia Europea. Im Laufe seiner akademischen Karriere forschte er unter anderem an der New York University, der University of Cambridge, der Freien Universität Berlin und in der Forschungsabteilung der Federal Reserve Bank of New York. Er berät regelmäßig Zentralbanken, Finanzministerien, Investoren und internationale Organisationen. Moritz Schularick ist Preisträger des Leibniz-Preises 2022, Deutschlands wichtigstem Forschungspreis, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vergeben wird. Im Jahr 2018 erhielt er den Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik, die bedeutendste Auszeichnung deutscher Volkswirte. Er ist Herausgeber der wichtigsten europäischen Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, „Economic Policy“.
Herfried Münkler war Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung, dem Carl Friedrich von Siemens Fellowship und dem Preis der Leipziger Buchmesse. In den 1990er Jahren war man allgemein der Auffassung, die Ära der großen Imperien sei zu Ende. Die europäischen Kolonialimperien waren nach dem Zweiten Weltkrieg zerfallen und mit der Sowjetunion war auch das letzte Imperium verschwunden. Aber im 21. Jh. ist es zu einer Wiederkehr der Imperien gekommen. China organisiert Einflussgebiete im Rahmen seiner Neue-Seidenstraßenstrategie, Russland stützt sich bei der Rekonstruktion des alten Zarenreichs wesentlich auf militärische Macht und US-Präsident Trump nutzt in aller Offenheit die Methoden der Erpressung und des Drohens, um Geldflüsse in die USA in Gang zu setzen. Wie können sich die Europäer, zumal die EU, die kein Imperium ist und auch nicht werden kann, in einer solchen Welt behaupten?"
Am 08.03.2026 finden in Bayern die Kommunalwahlen statt. Auch die Haarer:innen sind dazu aufgerufen, ihren Stadtrat und ihre:n Bürgermeister:in für die kommenden sechs Jahre neu zu wählen. Lernen Sie in unserer Veranstaltung die Kandidat:innen für das Bürgermeisteramt kennen und informieren Sie sich über deren Ideen für die Weiterentwicklung und Gestaltung Ihrer Stadt Haar. Bringen Sie Ihre persönlichen Fragen ein und überzeugen Sie sich vor Ort, welche:n Bewerber:in Sie am geeignetsten finden, um Haar in den nächsten sechs Jahren voranzubringen. Die Veranstaltung wird moderiert von Günter Hiel, Münchner Merkur, und Bernhard Lohr, Süddeutsche Zeitung. Anmeldung erwünscht! Restplätze, soweit vorhanden, werden vor Ort vergeben.
Carolin Otto über ihren Film: „DER WEISSE RABE ist ein Portrait von Max Mannheimer, einem Überlebenden der Konzentrationslager Auschwitz und Dachau. Der Film zeigt, wie Max Mannheimer mit den niemals endenden Erinnerungen an die Lager und dem Verlust seiner Familie umgeht. Zeugnis ablegen, in Schulen sprechen, Malen, unerschütterlicher Optimismus und Witz sind seine Waffen und Therapie im Umgang mit der Vergangenheit. Der Film zeigt seine erste Wiederbegegnung mit Auschwitz im Jahr 1991 und begleitet ihn durch das ganze Jahr 2008, in privaten und öffentlichen Momenten." Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen würdigen sein vielfältiges Engagement für die Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus. Der Max-Mannheimer-Ring ist nach dem Haarer Bürger benannt.
Julia Voss, deutsche Kunstkritikerin, Wissenschaftshistorikerin und Journalistin, war stellvertretende Leiterin des Feuilletons der FAZ und ist seit 2015 Honorarprofessorin an der Leuphana Universität Lüneburg. Seit 2020 arbeitet sie im Präsidium des Deutschen Historischen Museums. Sie wurde vielfach ausgezeichnet u.a. mit der Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft und dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ erschien 1960 und ist bis heute eines der berühmtesten deutschen Kinderbücher. Nicht bekannt war jedoch die längste Zeit, dass Michael Ende darin zahlreiche historische Motive und Vorlagen verarbeitete. 2009 ging die Kunsthistorikerin Julia Voss in ihrem preisgekrönten Buch „Darwins Jim Knopf“ diesen Spuren nach. Im Vortrag wird sie die überraschenden Hintergründe von Jim Knopf beleuchten und Einblicke in die aktuelle Ausstellung „Natur und deutsche Geschichte. Glaube, Biologie, Macht“ geben, die sie am Deutschen Historischen Museum in Berlin kuratiert hat.
Ulli Lust ist eine österreichische Comiczeichnerin und Illustratorin. Ihr Comic „Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens" (avant-verlag) erhielt international viel Aufmerksamkeit und wurde mit dem Ignatz Award und dem Los Angeles Times Book Award ausgezeichnet. Stolze Hüften aus Knochen, Stein, gebranntem Ton. Wir nennen sie Göttinnen, doch wer oder was waren sie wirklich? In Büchern über die Steinzeit sehen wir vorrangig Männer beim Jagen, Feuerstein schlagen oder Höhlen bemalen. Aber die meisten Darstellungen von Menschen, die uns von Eiszeitmenschen hinterlassen wurden, zeigen Frauen. Was waren das für Gesellschaften, die sie und ihr Geschlecht so zentral und ohne Scham darstellten? Nach Jahren der Recherche kehrt Ulli Lust zurück mit ihrem groß angelegten Sachcomic über die Anfänge der Kunst und die Bedeutung der Empathie für das Überleben unserer Spezies: Rund um die archaisch-weiblichen Figuren entfaltet sich eine vergessene Welt, in der die Heldenreise Gruppensache war, die nur gemeinsam bestanden werden konnte, von Frauen, Männern, Kindern oder auch nichtbinären Menschen in mitunter reich geschmückter Rolle. In Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Vom Varusgate zum Gotensturm - ein germanisches Roadmovie. Noch immer gelten die Germanen vielen als die "Ur-Deutschen" als wilde Haudegen, die ihre Scholle nicht verließen. Erst seit relativ kurzer Zeit geben archäologische Quellen und wissenschaftliche Forschungen Aufschluss über die tatsächliche Lebensweise der germanischen Stämme, vor allem über ihre erstaunliche Mobilität. Wer waren die "Barbaren" wirklich, wo kamen sie her? Karl Banghard führt uns in seinem Vortrag quer durch Europa zu den Schlüsselmomenten der germanischen Geschichte: In Kalkriese erfahren wir, wie römische Kolonisierung funktionierte, und im polnischen Kamienczyk, wie Dachsfleisch schmeckt. Warum germanische Ärztinnen etwas ganz Normales waren, verrät uns das Grab einer Hirnchirurgin im dänischen Kassø. Auf Amrum lernen wir den germanischen Alltag kennen. Was Voodoo mit germanischer Religion verbindet, zeigt sich im thüringischen Frienstedt. Im norwegischen Svingerud wird gefragt, woher die Runen kommen: Eine heiße Spur führt nach Nordafrika. So nah wie in diesem rasant geschriebenen Roadmovie kam man den Germanen noch nie. Karl Banghard, geboren 1966, ist Prähistoriker und Direktor des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen im Teutoburger Wald. Er weiß aus praktischer Erfahrung, wie sehr die Germanen immer wieder zur Identitätsfindung instrumentalisiert wurden. Mit seinem Buch will er helfen, Arminius und seine Zeitgenossen aus der Schmuddelecke herauszuholen und endlich "Die wahre Geschichte der Germanen" zu erzählen. Der Vortrag wird nur online angeboten. Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung. In Zusammenarbeit mit der vhs im Norden des Landkreises München. Keine Ermäßigung möglich!
Nach der von den USA vermittelten Waffenruhe in Gaza stockt der angekündigte Friedesprozess. Die meisten altbekannten Fragen sind nach wie vor auf dem Tisch: lässt sich Hamas auf eine Regelung ein, ist Israel zum Rückzug bereit und wie geht es mit den Siedlungen im Westjordanland weiter? Hat also die Diplomatie eine Chance?
Auf über 115 Jahre Geschichte blickt das kbo Isar-Amper-Klinikum zurück. 1905 als Klinik gegründet, war die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar in der NS-Zeit einer der zentralen Orte der „Euthanasie“ und tausendfachen Mordes an Patient:innen. Heute ist das Klinikum eine der größten Psychiatrien in Deutschland und sichert die Versorgung von über 2,5 Mio. Menschen. Das Psychiatrie-Museum bietet einen Einblick in die wechselvolle Geschichte und die Wandlung zum Gesundheitsdienstleiter mit zehn Standorten und über 4000 Mitarbeiter:innen. Die Führung ist nicht für Rollstuhlfahrer und Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet. In Kooperation mit dem kbo Isar Amper Klinikum Haar
Mit Hilfe von DNA-Analyse, Biometrie, Mikrospurenauswertung, chemischen und physikalischen Verfahren klärt das LKA Verbrechen auf. Ein Vortrag über die Arbeit des LKA und ein Besuch im Kriminalmuseum geben Ihnen einen spannenden Einblick in diese Behörde. Bitte beachten: Zur Teilnahme benötigt das LKA Daten der Teilnehmer:innen, deren Unterschrift und eine Personalausweis-Kopie. Die vhs sendet diese an das LKA. Daher spätestens 2 Wochen vor dem Termin anmelden.
Jan Philipp Reemtsma ist ein deutscher Literatur- und Sozialwissenschaftler. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Literatur des 18. und 20. Jahrhunderts, Zivilisationstheorie sowie Geschichte der menschlichen Destruktivität. Für seine Biografie über Christoph Martin Wieland erhielt er 2023 den Bayerischen Buchpreis. Wer nach „Erklärungen“ sucht, tappt meistens im Dunklen und findet nichts. Soziale Phänomene haben Geschichten, die sich rekonstruieren lassen und aus diesen Rekonstruktionen ergibt sich ein Verständnis für ihre Dynamik. Diese sollte man kennen, wenn man über solche Phänomene reden will.
In dieser Führung sind Sie eingeladen, die immer wieder aktuellen Themen Flucht, Vertreibung und Verlust der Heimat anhand der historischen Sammlungsobjekte dieses Hauses nachzuspüren. Als Donauschwaben wird eine deutschsprachige Minderheit bezeichnet, die sich im 18. Jahrhundert an der mittleren Donau ansiedelte und am Ende des 2. Weltkrieges vertrieben wurde. Erhalten Sie einen Einblick in die Geschichte der Donauschwaben und den Umgang mit der eigenen Vergangenheit. Was verbinden sie mit dem Begriff Heimat? Wie definieren sie Identität und wie blicken sie auf ihre Geschichte. Was lässt sich aus ihr für die Zukunft lernen? In Kooperation mit dem Kulturzentrum Haus der Donauschwaben e.V.
Kooperation ist ein grundlegendes Prinzip allen Lebens. "Survival of the Fittest", der Wettkampf als treibende Kraft natürlicher Auslese, ist zwar zentral für graduelle Entwicklung und Optimierung. Aber erst Symbiosen schaffen Neues. Heute weiß man: Kein Tier, keine Pflanze, kein komplexer Organismus kommt ohne sie aus. Dirk Brockmann führt uns ein in die Welt der Symbiosen, beschreibt die Macht der Bakterien und erklärt, wie revolutionäre Innovationen der Erdgeschichte erst durch Kooperationen möglich wurden. Und er zieht Analogien zu gesellschaftlichen Prozessen, plädiert dafür, auf Kooperation und Diversität zu setzen, um die Krisen unserer Zeit zu meistern. Kooperation gestaltet die Welt. In ihr liegt unsere Zukunft. Dirk Brockmann ist Gründungsdirektor des Zentrums Synergy of Systems der Technischen Universität Dresden. Zuvor lehrte er in den USA und war dann Professor am Institut für Biologie der Berliner Humboldt Universität. Nach dem Studium der theoretischen Physik und Mathematik hat er sich früh mit komplexen Phänomenen außerhalb der traditionellen Grenzen der Physik beschäftigt. Besonders interessieren ihn Strukturen und Prozesse in komplexen biologischen und sozialen Netzwerken. "Einer der brillanten Physiker, die dieses Land glücklicherweise hat", Markus Lanz. Die Veranstaltung wird nur online angeboten. Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung. Eine Kooperation mit der Gemeindebibliothek Ismaning und der Stadtbücherei Garching. In Zusammenarbeit mit der vhs im Norden des Landkreises München. Keine Ermäßigung möglich!
Lisa Hockemeyer ist eine deutsche Design- und Kunsthistorikerin. Sie lehrt Designgeschichte in Mailand. Am 4. Juni 1944 wurde Rom von den Alliierten befreit, ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte Italiens. Die Stadt wurde zum Symbol der Befreiung vom faschistischen und nationalsozialistischen Regime und entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem Zentrum des kulturellen Neuanfangs. Rom, über Jahrhunderte ein Ort der Mythen, Erinnerung und künstlerischer Sehnsüchte, wurde zum Schauplatz künstlerischer Erneuerung. Es entstanden neue Ausdrucksformen im Film, in der Kunst, im Design und im Kunsthandwerk. Künstler:innen gestalteten nicht nur ihre Gegenwart, sondern entwarfen auch ein neues Italien – mit einer Ästhetik, die Widerstand, Hoffnung und die Sehnsucht nach Freiheit mit neu entfesselter Kreativität vereinte und im Mythos von la dolce vita kulminierte. Der Vortrag geht der Frage nach, wie sich in Film, freier Kunst, Kunsthandwerk sowie durch das Inszenieren von Designikonen wie dem Vespa-Motorroller eine Ästhetik von Lebensgefühl und Optimismus formierte, die bis heute nachwirkt sowie entscheidend unsere Wahrnehmung der italienischen Kultur und Identität beeinflusst. Die Veranstaltung wird live aus der Casa di Goethe in Rom gestreamt.
Andreas Beyer lehrte an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland. 2021 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gewählt. Durch Goethes Übersetzung hat die eigene Lebensbeschreibung des italienischen Goldschmieds und Bildhauers Benvenuto Cellini (1500-1571) zu großer Aufmerksamkeit und weiter Verbreitung gefunden. In ihr schildert dieser sein Leben und Werk als untrennbar miteinander verwoben und wird so zum Zeitzeugen einer der vitalsten Epochen der neuzeitlichen Kunst. Im Zentrum des Vortrags steht Cellinis spektakuläre Lebensgeschichte, die nicht nur Goethe anhaltend fasziniert hat, sondern die bis heute ein exemplarisches Zeugnis autonomer Künstlerexistenz darstellt.
Barbara Stollberg-Rilinger ist Historikerin und Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Sie ist vielfach ausgezeichnet u.a. mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Üblicherweise gehen wir davon aus, dass Entscheidungen auf dem Abwägen von Gründen beruhen sollten, während man sich durch Losverfahren dem blinden Zufall ausliefert. Das scheint auf den ersten Blick irrational zu sein. Tatsächlich gab es aber Losentscheidungen in vielen Lebensbereichen und nicht zuletzt in der Politik schon immer. Der Vortrag geht der Frage nach, wie Losverfahren in der Vergangenheit begründet wurden, und zeigt anhand historischer Beispiele, wie sie funktionierten.
Obwohl das europäische Wendejahr 1989/1990 schon mehr als 35 Jahre zurückliegt, sind unsere osteuropäischen Nachbarstaaten, die ab 1945 vierzig Jahre hinter Mauer und Zaun leben mussten, für weite Teile vor allem der westdeutschen Bevölkerung weitgehend unbekannte Länder geblieben. Reisen dorthin sind Ausnahmen verglichen mit den Urlaubsparadiesen in Südeuropa oder Übersee. Der menschenverachtende Krieg Russlands gegen die Ukraine seit 2014 hat der Öffentlichkeit vor Augen geführt, wie wenig hierzulande über unsere Nachbarvölker im Osten gewusst wird und wie dringend ein mehr an Wissen und Begreifen erforderlich ist, um in politischen Debatten die richtigen Antworten auf aktuelle Herausforderungen erkennen zu können. Die Reihe liefert im ersten Vortrag einen Überblick über die Entstehung der Staaten im östlichen Europa im Mittelalter, beleuchtet im zweiten Vortrag die Tragik der Polnischen Teilungen im 18. Jh., deren Kenntnis Voraussetzung ist für das Begreifen der Konflikte in der Gegenwart, und behandelt im dritten Vortrag die tieferen historischen Ursachen, die ab 2014 zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine geführt haben.
Bernhard Maier lehrt Allgemeine Religionswissenschaft und Europäische Religionsgeschichte an der Univ. Tübingen. Er ist ausgewiesener Experte für die Kelten und verfasste u.a. „Die Kelten - Geschichte, Sprache und Kultur". In der zweiten Hälfte des letzten Jahrtausends v. Chr. prägen Völker die Geschichte Mittel- und Südeuropas, die ihre griechischen und römischen Nachbarn „Kelten" nannten. Der Vortrag veranschaulicht anhand der Nachrichten antiker Autoren und den Erkenntnissen der modernen Archäologie die wesentlichen Merkmale der keltischen Kultur, gibt einen Überblick über deren Geschichte von den Anfängen bis zur Romanisierung und schließt mit einem Ausblick auf das Weiterleben keltischer Kulturelemente im Mittelalter und in der Neuzeit.
Theodora wurde vom Straßenmädchen zur Kaiserin von Byzanz. Bekannt durch ihre Schönheit und Klugheit. Sie verbrachte eine Zeitlang in Ägypten; ihr Freund, der Eunuch Nales brachte ihr das Schreiben bei und ihre Dienerin lehrte sie Latein. Sie stand ihrem Mann, Kaiser Justinian, zur Seite und beriet ihn. In Ravenna ließ Justinian ein großes Mosaik von ihr und ihrem Hofstaat in der Kirche errichten.
Simon Strauß studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge, 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Schriftsteller und Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie Mitgründer der Gruppe „Arbeit an Europa". Wir leben in Zeiten der Entfernung. Die politischen Lager, die großen Machtblöcke der Welt, die Stadt vom Land – alles entfernt sich voneinander. Umso wichtiger wird der Blick aus der Nähe. Wo ist im Zeichen medial befeuerter Selbstgerechtigkeit noch Gemeinschaft möglich? Simon Strauß findet eine überraschende Antwort: in der Kleinstadt. Hier begegnen sich die Menschen als Gegenüber, hier müssen Konflikte ausgetragen und Kompromisse gefunden werden. Hier lernt man die Demokratie noch einmal neu kennen.
Sie lernen das Bezirksgut und auch seine interessante Geschichte kennen, vom Versorger des Bezirkskrankenhauses, dem ursprünglichen Zweck, bis hin zur heutigen Funktion als moderner landwirtschaftlicher Betrieb mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Ökologie. Beginnend in der ehemaligen Bauernstube am Bezirksgut mit historischen Bildern geht es weiter über die denkmalgeschützte Hofanlage bis hinaus auf die umliegenden Felder. Der Gutsleiter beantwortet dabei Ihre Fragen zum Betrieb und dessen Bewirtschaftung.
Michael Hochgeschwender lehrt Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Lange hielt sich die These, indigene Hochkulturen hätte es vor der Ankunft der Europäer ausschließlich in Süd- und Mittelamerika gegeben. Nördlich des Rio Grande seien nur nomadisierende Sammler- und Jägerkulturen vorzufinden gewesen. Seit den 1990er Jahren hat die Archäologie dieses einseitige und vorurteilsbeladene Bild gründlich revidiert. Nicht nur im Südwesten der heutigen USA fanden sich die Relikte fortgeschrittener Zivilisationen, die mit dem mesoamerikanischen Kulturraum eng verbunden waren, sondern auch östlich des Mississippi, wo zwischen 1050 und 1250 die Stadt Cahokia eine umfassende politische, militärische und religiöse Hegemonie ausübte. Diese erstreckte sich vom Mississippi bis an die Küste des Atlantiks und von den Großen Seen bis an den Golf von Mexiko. Hier sollen Aufstieg und Fall dieser indianischen Großmacht vor Kolumbus nachgezeichnet werden.
Desinformation, also bewusst gestreute Falschbehauptungen, gibt es seit Beginn der Menschheitsgeschichte. In einer globalisierten und digitalisierten Welt erreichen die Quantität und die technischen Möglichkeiten aber ganz neue Level. Die rasanten Entwicklungen im Bereich der KI eröffnen nochmal ein weiteres Feld. Deswegen begegnet jeder von uns regelmäßig Desinformation. Manchmal ist sie noch harmlos, manchmal hat sie lebensgefährliche Folgen und manchmal bedroht sie sogar demokratische Prozesse. In diesem Vortrag werden wir uns mit den verschiedenen Kategorien von Desinformation beschäftigen, zum Beispiel irreführende Kontexte oder bearbeitetes Bildmaterial. Außerdem klären wir, warum jeder von uns auf Falschbehauptungen hereinfällt und wie wir uns dagegen besser wappnen können. In einem praktischen Teil beschäftigen wir uns mit verschiedenen einfachen Strategien und (digitalen) Techniken, die schon in vielen Fällen ausreichen, um Desinformation zu erkennen. Außerdem enthält der Vortrag den derzeitigen Stand und Methoden zum Thema KI-generiertes Material. Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Es fällt schwer mit dem Blick auf die aktuelle Politik in den USA und ihrem irrlichternden Präsidenten noch allzu viel Gutes in und an der ältesten existierenden Demokratie der Welt zu entdecken. Dieser Vortrag möchte den dystopischen Gegenwartsanalysen widerstehen und sich auf die Aspekte von Geschichte, Gesellschaft, Kultur und Politik konzentrieren, in denen die USA noch wirklich "great" sind - und hoffentlich bleiben werden. Unmittelbar vor den Feierlichkeiten zu 250 Jahren Gründung der USA ist das vielleicht eine ermutigende Perspektive angesichts der real existierenden MAGA-Welt.. Michael Hochgeschwender ist Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie im Amerika-Institut der LMU München. Der Vortrag wird zeitgleich als Live-Stream angeboten. Wählen Sie bei der Anmeldung zwischen "Präsenz" und "Online". Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung. In Zusammenarbeit mit der vhs im Norden des Landkreises München. Keine Ermäßigung möglich!
Mit viel Euphorie war das Ende des Assad-Systems begleitet worden. Nun wartet das zerstörte Land auf einen echten und langfristig geplanten Aufbruch in eine neue Zeit. Gefragt sind nun eine kluge integrative Politik im Inneren sowie eine konstruktive Begleitung durch die Regionalmächte Saudi-Arabien und Türkei. Kann das gelingen?