Die Gegenwart erlebt eine menschheitsgeschichtlich einmalige Massenproduktion und grenzenlosen Verbreitung von Bildern. Aber was ist ein gutes oder schlechtes, wahrhaftiges oder trügerisches Bild? Diese Frage ist keineswegs neu. So war die Geschichte der christlichen Kunst bestimmt von der Spannung zwischen einem hochkreativen Bilderkult und einer scharfen Bildkritik. Daraus lässt sich für die Gegenwart lernen. Dr. Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. 2024 hat er mit dem Buch „Gottesbilder“ eine vielbeachtete Geschichte der christlichen Kunst veröffentlicht.
Die Pflege krankt und mangelt. Finanziell, personell, strukturell. Wer, wie, wo künftig in Deutschland die Alten und Kranken pflegt, ist gänzlich offen. Sicher ist: Ohne »gemeinsames Engagement aller« wird in der Pflege nichts mehr gehen. Prof. Dr. Thomas Klie analysiert in diesem Vortrag die Dilemmata der Pflegeindustrie und präsentiert Ideen und Perspektiven für die Zukunft. Thomas Klie ist ein deutscher Sozial- und Rechtswissenschaftler. Seine Schwerpunkte liegen u. a. in der sozialen Gerontologie und Pflege. Von 1988 bis 2021 war er als Professor für Rechts- und Verwaltungswissenschaften an der Evangelischen Hochschule Freiburg tätig. Er leitet das 1989 gegründete Institut AGP Sozialforschung und das Zentrum für zivilgesellschaftliches Engagement in Freiburg und Berlin.
In Zeiten der Globalisierung sind Weltsprachen wie Englisch oder Chinesisch ein gängiges Thema, aber die erste eigentliche Weltsprache ist heute, wenn überhaupt, nur noch ein exotischer Name, obwohl sie immer noch gesprochen wird: Aramäisch. Unter den Weltsprachen ist Aramäisch ein Sonderfall, weil mit ihm das persische Großreich um die Mitte des ersten Jahrtausends v.Chr. Sprache und Schrift eines politisch wenig bedeutenden Gebietes gleichsam adoptiert und durch die imperiale Verwaltung zu einem maßgeblichen Kulturträger von Ägypten bis Indien erhoben hat. In mächtigen Netzen von Beamten und Schreibern prägte es sodann Politik, Recht, Literatur und Religion der Alten Welt. In Weltreligionen wie dem Judentum, dem Christentum und dem Islam lebt dieses "Weltreich der Schreiber" bis in die Gegenwart weiter. Der Vortrag führt durch die dreitausendjährige Geschichte des Aramäischen und nennt die wesentlichen Gründe für seinen Erfolg. Prof. Dr. Holger Gzella ist Ordinarius für Alttestamentliche Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er gehört weltweit zu den renommiertesten Experten für die aramäische Sprache, hatte von 2005 bis 2019 den Lehrstuhl für Hebräisch und Aramäisch an der Universität Leiden inne und ist Ordentliches Mitglied der Academia Europaea sowie der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften.
Die Zeiten der immer schnelleren Globalisierung scheinen vorerst vorbei zu sein. Protektionismus, Zölle, Sanktionen und Industriepolitik erleben ein Comeback. Gleichzeitig bedroht der Krieg in der Ukraine die Europäische Sicherheitsordnung, und macht neue Investitionen in Sicherheit unabdingbar. Was bedeuten diese geopolitischen und ökonomischen Umbrüche für Deutschland und das deutsche Wirtschaftsmodell? Moritz Schularick ist seit Juni 2023 Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Sciences Po (Paris). In seiner Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit Finanzmärkten und Vermögenspreisen, Fragen der monetären Makroökonomie und den Ursachen von Finanzkrisen und ökonomischer Ungleichheit. Vor seinem Ruf nach Kiel war Moritz Schularick Professor für Makroökonomie an der Universität Bonn, Direktor des dortigen MacroFinance Labs. Darüber hinaus ist er Mitglied des DFG-Exzellenz-Clusters ECONtribute sowie ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Academia Europea. Im Laufe seiner akademischen Karriere forschte er unter anderem an der New York University, der University of Cambridge, der Freien Universität Berlin und in der Forschungsabteilung der Federal Reserve Bank of New York. Er berät regelmäßig Zentralbanken, Finanzministerien, Investoren und internationale Organisationen. Moritz Schularick ist Preisträger des Leibniz-Preises 2022, Deutschlands wichtigstem Forschungspreis, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vergeben wird. Im Jahr 2018 erhielt er den Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik, die bedeutendste Auszeichnung deutscher Volkswirte. Er ist Herausgeber der wichtigsten europäischen Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, „Economic Policy“.
Herfried Münkler war Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung, dem Carl Friedrich von Siemens Fellowship und dem Preis der Leipziger Buchmesse. In den 1990er Jahren war man allgemein der Auffassung, die Ära der großen Imperien sei zu Ende. Die europäischen Kolonialimperien waren nach dem Zweiten Weltkrieg zerfallen und mit der Sowjetunion war auch das letzte Imperium verschwunden. Aber im 21. Jh. ist es zu einer Wiederkehr der Imperien gekommen. China organisiert Einflussgebiete im Rahmen seiner Neue-Seidenstraßenstrategie, Russland stützt sich bei der Rekonstruktion des alten Zarenreichs wesentlich auf militärische Macht und US-Präsident Trump nutzt in aller Offenheit die Methoden der Erpressung und des Drohens, um Geldflüsse in die USA in Gang zu setzen. Wie können sich die Europäer, zumal die EU, die kein Imperium ist und auch nicht werden kann, in einer solchen Welt behaupten?"
Jürgen Heinze, Lehrstuhlinhaber für Zoologie und Evolutionsbiologie an der Univ. Regensburg, forscht zu sozialen Insekten, insbesondere zur Evolution alternativer Lebensweisen und Fortpflanzungstaktiken sowie zur funktionellen Genomik von Altern und Reproduktion. Er ist Mitglied der Bayer. Akad. der Wissenschaften und der Leopoldina. Auf einen flüchtigen Blick hin wirkt ein Bienen-, Wespen- oder Ameisennest wie ein perfekt organisiertes System, in dem alle Gruppenmitglieder harmonisch kooperieren, um den Fortpflanzungserfolg des gesamten Staates zu erhöhen. Hamiltons Theorie der Verwandtenselektion zeigt, dass sich sogar der „altruistische“ Verzicht der Arbeiterinnen auf eigene Nachkommen in der Evolution lohnen kann, wenn dadurch der Fortpflanzungserfolg der verwandten Königin gesteigert wird. Dies erklärt zwar die Entstehung der Kooperation im Insektenstaat, sagt aber auch Konflikte voraus. Tatsächlich gibt es Reibereien in den Nestern sozialer Insekten: Einzelne Individuen versuchen, ihre Interessen auf Kosten anderer durchzusetzen. Die daraus resultierenden aggressiven Interaktionen können das Miteinander im Staat empfindlich stören. Es wird geschildert, welche Konflikte auftreten und wie sie gelöst werden.
Moritz Helmstaedter ist Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt und wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Er arbeitet daran, die Grenzen der Connectomics zu erweitern, ein Forschungsgebiet, das sich mit der Kartierung neuronaler Netzwerke im Gehirn in nie dagewesener Größe und Auflösung beschäftigt. Seine Interessen liegen in der Beziehung zwischen künstlicher und biologischer Intelligenz bzw. in der Suche nach konnektomischen Phänotypen psychiatrischer Störungen. Was wir heute unter Künstlicher Intelligenz (KI) verstehen ist künstlich, aber noch nicht wirklich intelligent. Trotz wichtiger Fortschritte ist die heutige KI noch äußerst ineffizient: Sie verschwendet Energie und benötigt Unmengen sog. „Labels“. Beides ist teuer und nicht nachhaltig. Vor 50 Jahren wurden die heutigen Methoden der KI von der Neurowissenschaft inspiriert Da liegt die Frage ist nahe, ob es aus der Hirnforschung erneut Inspirationen für eine nächste Generation der KI geben kann. Unsere Gehirne sind schließlich unübertroffen in ihrer Energieeffizienz und Lernfähigkeit. Mithilfe neuester Methoden der Netzwerkanalyse im Gehirn („Connectomics“) sollen die Besonderheiten des biologischen Computers in unseren Köpfen bestimmt, Lernregeln verstanden und mögliche Veränderungen im Kontext von Erkrankungen beschrieben werden.
Martina Heßler, Professorin für Technikgeschichte an der TU Darmstadt, beschäftigt sich mit der Geschichte von Mensch-Maschinen-Verhältnissen, mit Technikemotionen und technologischen Fehlern. Sie ist Mitglied der Dt. Akad. der Technikwissenschaften. Schon vor einigen Jahrzehnten wunderte sich ein Softwareentwickler, was den Menschen so den Kopf vernebelt, dass sie glaubten, Computer würden keine Fehler machen. Heute sind wir mit den „Halluzinationen“, „Lügen“ - also den Fehlern großer Sprachmodelle wie ChatGPT - konfrontiert. Trotzdem vertrauen viele Menschen der KI ohne Überprüfung der Ergebnisse. Der Vortrag widmet sich der Geschichte maschineller und menschlicher Fehler. Er diskutiert die Hartnäckigkeit des Maschinenglaubens, das Stereotyp vom fehlerhaften Menschen sowie die Zunahme technologischer Fehler, um schließlich zu thematisieren, warum wir eine „Error Literacy“ (Fehlerkompetenz) brauchen. In Kooperation mit der Dt. Akad. der Technikwissenschaften (acatech) statt.
Julia Voss, deutsche Kunstkritikerin, Wissenschaftshistorikerin und Journalistin, war stellvertretende Leiterin des Feuilletons der FAZ und ist seit 2015 Honorarprofessorin an der Leuphana Universität Lüneburg. Seit 2020 arbeitet sie im Präsidium des Deutschen Historischen Museums. Sie wurde vielfach ausgezeichnet u.a. mit der Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft und dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ erschien 1960 und ist bis heute eines der berühmtesten deutschen Kinderbücher. Nicht bekannt war jedoch die längste Zeit, dass Michael Ende darin zahlreiche historische Motive und Vorlagen verarbeitete. 2009 ging die Kunsthistorikerin Julia Voss in ihrem preisgekrönten Buch „Darwins Jim Knopf“ diesen Spuren nach. Im Vortrag wird sie die überraschenden Hintergründe von Jim Knopf beleuchten und Einblicke in die aktuelle Ausstellung „Natur und deutsche Geschichte. Glaube, Biologie, Macht“ geben, die sie am Deutschen Historischen Museum in Berlin kuratiert hat.
Ulli Lust ist eine österreichische Comiczeichnerin und Illustratorin. Ihr Comic „Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens" (avant-verlag) erhielt international viel Aufmerksamkeit und wurde mit dem Ignatz Award und dem Los Angeles Times Book Award ausgezeichnet. Stolze Hüften aus Knochen, Stein, gebranntem Ton. Wir nennen sie Göttinnen, doch wer oder was waren sie wirklich? In Büchern über die Steinzeit sehen wir vorrangig Männer beim Jagen, Feuerstein schlagen oder Höhlen bemalen. Aber die meisten Darstellungen von Menschen, die uns von Eiszeitmenschen hinterlassen wurden, zeigen Frauen. Was waren das für Gesellschaften, die sie und ihr Geschlecht so zentral und ohne Scham darstellten? Nach Jahren der Recherche kehrt Ulli Lust zurück mit ihrem groß angelegten Sachcomic über die Anfänge der Kunst und die Bedeutung der Empathie für das Überleben unserer Spezies: Rund um die archaisch-weiblichen Figuren entfaltet sich eine vergessene Welt, in der die Heldenreise Gruppensache war, die nur gemeinsam bestanden werden konnte, von Frauen, Männern, Kindern oder auch nichtbinären Menschen in mitunter reich geschmückter Rolle. In Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Vom Varusgate zum Gotensturm - ein germanisches Roadmovie. Noch immer gelten die Germanen vielen als die "Ur-Deutschen" als wilde Haudegen, die ihre Scholle nicht verließen. Erst seit relativ kurzer Zeit geben archäologische Quellen und wissenschaftliche Forschungen Aufschluss über die tatsächliche Lebensweise der germanischen Stämme, vor allem über ihre erstaunliche Mobilität. Wer waren die "Barbaren" wirklich, wo kamen sie her? Karl Banghard führt uns in seinem Vortrag quer durch Europa zu den Schlüsselmomenten der germanischen Geschichte: In Kalkriese erfahren wir, wie römische Kolonisierung funktionierte, und im polnischen Kamienczyk, wie Dachsfleisch schmeckt. Warum germanische Ärztinnen etwas ganz Normales waren, verrät uns das Grab einer Hirnchirurgin im dänischen Kassø. Auf Amrum lernen wir den germanischen Alltag kennen. Was Voodoo mit germanischer Religion verbindet, zeigt sich im thüringischen Frienstedt. Im norwegischen Svingerud wird gefragt, woher die Runen kommen: Eine heiße Spur führt nach Nordafrika. So nah wie in diesem rasant geschriebenen Roadmovie kam man den Germanen noch nie. Karl Banghard, geboren 1966, ist Prähistoriker und Direktor des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen im Teutoburger Wald. Er weiß aus praktischer Erfahrung, wie sehr die Germanen immer wieder zur Identitätsfindung instrumentalisiert wurden. Mit seinem Buch will er helfen, Arminius und seine Zeitgenossen aus der Schmuddelecke herauszuholen und endlich "Die wahre Geschichte der Germanen" zu erzählen. Der Vortrag wird nur online angeboten. Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung. In Zusammenarbeit mit der vhs im Norden des Landkreises München. Keine Ermäßigung möglich!
Dr. Andrea Weniger leitet die Bildung und Vermittlung an der Hamburger Kunsthalle, Jochen Meister arbeitet an der Neuen Pinakothek in München. Beide sind Kunsthistoriker:in mit langjähriger Erfahrung in der Kunstvermittlung. Claudia Böhme ist Historikerin und Expertin für kulturelle Angebote für Menschen mit Sehbehinderung. Seien Sie dabei, wenn sich die drei zusammenfinden und über bedeutende Kunstwerke der Neuen Pinakothek und der Hamburger Kunsthalle austauschen. Dabei sind Sie eingeladen, Oberflächen und Materialien zu ertasten und den Geruchssinn zu aktivieren. Hören Sie nicht nur deren anregender Unterhaltung zu, sondern schmecken, riechen und spüren Sie mit uns die Kunst. Lassen Sie sich darauf ein, Kunst mit allen Sinnen zu erfahren. In der ersten Folge beschäftigen wir uns mit zwei Spitzenwerken des französischen Malers Édouard Manet (1832 – 1883): Der „Nana“ von 1877 in der Hamburger Kunsthalle und „Le Déjeuner“, einem Highlight der Neuen Pinakothek in München aus dem Jahr 1868. Bitte bereithalten: Zitrone, ein wenig frisches Kaffeepulver, einen Lippenstift, Schminkpinsel oder Taschenspiegel In Kooperation mit der Neuen Pinakothek in München und der Hamburger Kunsthalle.
Wie funktioniert unser Geldsystem eigentlich – und wie trifft man kluge finanzielle Entscheidungen für die Zukunft? In diesem praxisorientierten Kurs erhalten Sie ein verständliches Grundlagenwissen über Geld, Geldpolitik und erfolgreichen Vermögensaufbau. Ergänzend lernen Sie, wie Versicherungen als wichtiger Bestandteil der eigenen finanziellen Sicherheit strategisch eingesetzt werden. Themenschwerpunkte: Das moderne Geldsystem verstehen - Woher Geld kommt: historische Entwicklung, Giralgeld & Zentralbankgeld - Wie die EZB mit ihrer Geldpolitik Wirtschaft und Finanzmärkte beeinflusst - Inflation & Deflation: Ursachen, Folgen und Schutz vor Kaufkraftverlust Wissenschaftlich fundierter Vermögensaufbau - Haushaltsplanung: Sparquote, Liquiditätsmanagement & Finanzstruktur - Gute vs. schlechte Schulden: Risiken erkennen und steuern - Investieren mit System: Portfolioaufbau, Diversifikation, ETFs & langfristige Rendite Versicherungen – Schutz vor finanziellen Risiken - Welche Versicherungen wirklich wichtig sind – und welche nicht - Wie Sie Überversicherung vermeiden und optimale Absicherung erreichen - Risikomanagement als zentraler Bestandteil des Vermögensaufbaus Ziel des Kurses: Sie entwickeln ein ganzheitliches Verständnis für Finanzen: vom Geldsystem über den Vermögensaufbau bis hin zur Risikoabsicherung. So treffen Sie fundierte Entscheidungen und schützen Ihr Vermögen nachhaltig. Ideal für Einsteigerinnen und Einsteiger ohne Vorkenntnisse.
Dr. Aaron Sahr ist Wirtschaftssoziologe und leitet am Hamburger Institut für Sozialforschung die Gruppe „Monetäre Souveränität". Von ihm ist erschienen "Die monetäre Maschine. Eine Kritik der finanziellen Vernunft" und erscheint im Frühjahr 2026 "Fake Coins. Digitales Geld und analoge Freiheit". Mit Bitcoin brach vor 16 Jahren das Zeitalter der Kryptowährungen an. Das selbsternannte digitale Bargeld versprach eine anonym und unmittelbar verwendbare und von außen nicht zu korrumpierende Weltwährung jenseits der Banken und fern vom Staat. Bitcoin sei deswegen, so hört man aus dem Internet genauso wie aus dem Zeitungsfeuilleton oder aus US-Senatsanhörungen, eine „Währung der Freiheit“. Dieses Versprechen ist besonders für jene attraktiv, die unter der Macht der Zahlungsvermittler und repressiven Finanzbehörden leiden – und das sind nicht wenige. Doch ist das Versprechen auch tragfähig? Der Vortrag erläutert die Grundprinzipien der Funktionsweise von Kryptowährungen und sondiert ihre freiheitspolitischen Ambitionen im Lichte geldsoziologischer Befunde und aktueller politischer Entwicklungen in der Ära Trump.
Wenn es Gott gibt und er gut ist, dann will er Leid verhindern. Wenn es Gott gibt und er allmächtig ist, dann will er Leid verhindern. Insofern unsere Welt voll von verschiedenstem Leid ist, wird die Existenz Gottes selbst fragwürdig. Tatsächlich ist die Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts des Leids in der Welt für viele Menschen das stärkste Argument gegen die Existenz Gottes. Georg Büchner bezeichnet diese Frage als den „Fels des Atheismus“. Wie lässt sich aus theologischer Perspektive darauf reagieren? Jesus selbst schien an dieser Frage zu verzweifeln, als er am Kreuz schrie: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" In dem Vortrag werden unterschiedliche Ansätze dargelegt, inwiefern der Glaube an Gott angesichts des Leids in der Welt gerechtfertigt werden kann.
Jan Philipp Reemtsma ist ein deutscher Literatur- und Sozialwissenschaftler. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Literatur des 18. und 20. Jahrhunderts, Zivilisationstheorie sowie Geschichte der menschlichen Destruktivität. Für seine Biografie über Christoph Martin Wieland erhielt er 2023 den Bayerischen Buchpreis. Wer nach „Erklärungen“ sucht, tappt meistens im Dunklen und findet nichts. Soziale Phänomene haben Geschichten, die sich rekonstruieren lassen und aus diesen Rekonstruktionen ergibt sich ein Verständnis für ihre Dynamik. Diese sollte man kennen, wenn man über solche Phänomene reden will.
Kooperation ist ein grundlegendes Prinzip allen Lebens. "Survival of the Fittest", der Wettkampf als treibende Kraft natürlicher Auslese, ist zwar zentral für graduelle Entwicklung und Optimierung. Aber erst Symbiosen schaffen Neues. Heute weiß man: Kein Tier, keine Pflanze, kein komplexer Organismus kommt ohne sie aus. Dirk Brockmann führt uns ein in die Welt der Symbiosen, beschreibt die Macht der Bakterien und erklärt, wie revolutionäre Innovationen der Erdgeschichte erst durch Kooperationen möglich wurden. Und er zieht Analogien zu gesellschaftlichen Prozessen, plädiert dafür, auf Kooperation und Diversität zu setzen, um die Krisen unserer Zeit zu meistern. Kooperation gestaltet die Welt. In ihr liegt unsere Zukunft. Dirk Brockmann ist Gründungsdirektor des Zentrums Synergy of Systems der Technischen Universität Dresden. Zuvor lehrte er in den USA und war dann Professor am Institut für Biologie der Berliner Humboldt Universität. Nach dem Studium der theoretischen Physik und Mathematik hat er sich früh mit komplexen Phänomenen außerhalb der traditionellen Grenzen der Physik beschäftigt. Besonders interessieren ihn Strukturen und Prozesse in komplexen biologischen und sozialen Netzwerken. "Einer der brillanten Physiker, die dieses Land glücklicherweise hat", Markus Lanz. Die Veranstaltung wird nur online angeboten. Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung. Eine Kooperation mit der Gemeindebibliothek Ismaning und der Stadtbücherei Garching. In Zusammenarbeit mit der vhs im Norden des Landkreises München. Keine Ermäßigung möglich!
Lisa Hockemeyer ist eine deutsche Design- und Kunsthistorikerin. Sie lehrt Designgeschichte in Mailand. Am 4. Juni 1944 wurde Rom von den Alliierten befreit, ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte Italiens. Die Stadt wurde zum Symbol der Befreiung vom faschistischen und nationalsozialistischen Regime und entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem Zentrum des kulturellen Neuanfangs. Rom, über Jahrhunderte ein Ort der Mythen, Erinnerung und künstlerischer Sehnsüchte, wurde zum Schauplatz künstlerischer Erneuerung. Es entstanden neue Ausdrucksformen im Film, in der Kunst, im Design und im Kunsthandwerk. Künstler:innen gestalteten nicht nur ihre Gegenwart, sondern entwarfen auch ein neues Italien – mit einer Ästhetik, die Widerstand, Hoffnung und die Sehnsucht nach Freiheit mit neu entfesselter Kreativität vereinte und im Mythos von la dolce vita kulminierte. Der Vortrag geht der Frage nach, wie sich in Film, freier Kunst, Kunsthandwerk sowie durch das Inszenieren von Designikonen wie dem Vespa-Motorroller eine Ästhetik von Lebensgefühl und Optimismus formierte, die bis heute nachwirkt sowie entscheidend unsere Wahrnehmung der italienischen Kultur und Identität beeinflusst. Die Veranstaltung wird live aus der Casa di Goethe in Rom gestreamt.
Andreas Beyer lehrte an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland. 2021 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gewählt. Durch Goethes Übersetzung hat die eigene Lebensbeschreibung des italienischen Goldschmieds und Bildhauers Benvenuto Cellini (1500-1571) zu großer Aufmerksamkeit und weiter Verbreitung gefunden. In ihr schildert dieser sein Leben und Werk als untrennbar miteinander verwoben und wird so zum Zeitzeugen einer der vitalsten Epochen der neuzeitlichen Kunst. Im Zentrum des Vortrags steht Cellinis spektakuläre Lebensgeschichte, die nicht nur Goethe anhaltend fasziniert hat, sondern die bis heute ein exemplarisches Zeugnis autonomer Künstlerexistenz darstellt.
Andrea Fischer ist Gletscherforscherin und stellvertretende Direktorin des Instituts für interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Für ihre Forschungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. als Wissenschaftlerin des Jahres 2023. Der Rückgang der Gebirgsgletscher zählt zu den sichtbarsten Auswirkungen des globalen Klimawandels. Die Frage, wie lange es die Gletscher der Erde noch gibt und welche Folgen ihr Verschwinden haben wird, betrifft uns alle. Die renommierte Forscherin Andrea Fischer erklärt anschaulich, wie die Gletscher entstanden sind und wie sie die Landschaft geformt haben. Zudem erzählt sie von der Faszination der Gletscher sowie der gemeinsamen Geschichte von Menschen und Gletschern. Was aber würde deren Verlust für den Planeten bedeuten? Und können die Gletscher wiederkommen?
Barbara Stollberg-Rilinger ist Historikerin und Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Sie ist vielfach ausgezeichnet u.a. mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Üblicherweise gehen wir davon aus, dass Entscheidungen auf dem Abwägen von Gründen beruhen sollten, während man sich durch Losverfahren dem blinden Zufall ausliefert. Das scheint auf den ersten Blick irrational zu sein. Tatsächlich gab es aber Losentscheidungen in vielen Lebensbereichen und nicht zuletzt in der Politik schon immer. Der Vortrag geht der Frage nach, wie Losverfahren in der Vergangenheit begründet wurden, und zeigt anhand historischer Beispiele, wie sie funktionierten.
Einige sehen in ihnen bereits die nächste Generation der heutigen Zahlungsmittel, unabhängig von Großbanken und politischen Interessen, für andere bleiben sie Spielgeld und risikoreich. Wertzuwächse von mehreren 100% in wenigen Monaten haben Bitcoin und seine Alternativen, die schon Alltag sind, bekannt gemacht. Themen: Die nötige Technik, Mining, Phänomen Bitcoin und Alternativen dazu, als Zahlungsmittel und zur Spekulation bzw. Geldanlage, Vor- und Nachteile sowie Gefahren von Kryptowährungen.
Bernhard Maier lehrt Allgemeine Religionswissenschaft und Europäische Religionsgeschichte an der Univ. Tübingen. Er ist ausgewiesener Experte für die Kelten und verfasste u.a. „Die Kelten - Geschichte, Sprache und Kultur". In der zweiten Hälfte des letzten Jahrtausends v. Chr. prägen Völker die Geschichte Mittel- und Südeuropas, die ihre griechischen und römischen Nachbarn „Kelten" nannten. Der Vortrag veranschaulicht anhand der Nachrichten antiker Autoren und den Erkenntnissen der modernen Archäologie die wesentlichen Merkmale der keltischen Kultur, gibt einen Überblick über deren Geschichte von den Anfängen bis zur Romanisierung und schließt mit einem Ausblick auf das Weiterleben keltischer Kulturelemente im Mittelalter und in der Neuzeit.
Simon Strauß studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge, 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Schriftsteller und Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie Mitgründer der Gruppe „Arbeit an Europa". Wir leben in Zeiten der Entfernung. Die politischen Lager, die großen Machtblöcke der Welt, die Stadt vom Land – alles entfernt sich voneinander. Umso wichtiger wird der Blick aus der Nähe. Wo ist im Zeichen medial befeuerter Selbstgerechtigkeit noch Gemeinschaft möglich? Simon Strauß findet eine überraschende Antwort: in der Kleinstadt. Hier begegnen sich die Menschen als Gegenüber, hier müssen Konflikte ausgetragen und Kompromisse gefunden werden. Hier lernt man die Demokratie noch einmal neu kennen.
Michael Hochgeschwender lehrt Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Lange hielt sich die These, indigene Hochkulturen hätte es vor der Ankunft der Europäer ausschließlich in Süd- und Mittelamerika gegeben. Nördlich des Rio Grande seien nur nomadisierende Sammler- und Jägerkulturen vorzufinden gewesen. Seit den 1990er Jahren hat die Archäologie dieses einseitige und vorurteilsbeladene Bild gründlich revidiert. Nicht nur im Südwesten der heutigen USA fanden sich die Relikte fortgeschrittener Zivilisationen, die mit dem mesoamerikanischen Kulturraum eng verbunden waren, sondern auch östlich des Mississippi, wo zwischen 1050 und 1250 die Stadt Cahokia eine umfassende politische, militärische und religiöse Hegemonie ausübte. Diese erstreckte sich vom Mississippi bis an die Küste des Atlantiks und von den Großen Seen bis an den Golf von Mexiko. Hier sollen Aufstieg und Fall dieser indianischen Großmacht vor Kolumbus nachgezeichnet werden.
Digitale Medien sind fester Bestandteil des Alltags unserer Kinder. Soziale Netzwerke, Online-Spiele und mobile Endgeräte bieten zahlreiche Möglichkeiten, stellen jedoch auch Herausforderungen dar. Dieser interaktive Online-Kurs vermittelt praxisnahe Informationen zu relevanten Themen der digitalen Mediennutzung und zeigt Wege auf, Risiken zu minimieren und Chancen gezielt zu nutzen. Dozenten- und Kursvorstellung: https://youtu.be/EgzXTBJOve8
Gerd Gigerenzer ist ein weltweit renommierter Psychologe, Direktor emeritus am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. den AAAS Preis für den besten Artikel in den Verhaltenswissenschaften, den Communicator-Preis und den Deutschen Psychologie-Preis. „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“, schrieb Blaise Pascal bereits im 17. Jh. Die Wissenschaft scheute lange die „Herzensgründe“ oder auch Bauchentscheidungen wie der Teufel das Weihwasser. Aber: Gute Entscheidungen basieren oft auf einer unbewussten Intelligenz, die sehr schnell operiert und gerade in komplexen Situationen faszinierend einfach ist. Sie ist sicher im Erkennen des Wesentlichen und logischen Abwägungen weit überlegen. Das heutige Wissen darüber revolutioniert das Bild vom menschlichen Verstand. In einer komplizierten Welt lehren uns Entscheidungen „aus dem Bauch“ die Lebenskunst, paradox formuliert: intuitiv zu wissen, was sich nicht zu wissen lohnt.
Björn Sautter ist Senior Expert Industrie 4.0 bei der Festo SE & Co. KG, einem der weltweit führenden deutschen Unternehmen für Automatisierungstechnik und technische Bildung. Er ist ebenso stellv. Industriesprecher des Forschungsbeirats Industrie 4.0. Die industrielle Produktion ist das Rückgrat unseres Wohlstands - doch sie steht massiv unter Druck: Globale Konkurrenz, fragile Lieferketten, geopolitische Krisen und der Klimawandel. Die Frage ist nicht, ob wir Produktion neu denken müssen, sondern wie schnell. Eine vernetzte Wertschöpfung im Sinne von Industrie 4.0 ist dabei weit mehr als Effizienzsteigerung: Sie ist der Schlüssel zu einer Produktion, die wettbewerbsfähig, resilient, nachhaltig – und damit zukunftsfähig ist. Björn Sautter wirft einen Blick in die Zukunft. Er gibt Einblicke in strategische Überlegungen und Forschungsansätze, die den Weg in eine intelligente und nachhaltige Industrieproduktion in Deutschland weisen und unterfüttert diese mit anschaulichen Praxis-Beispielen. In Kooperation mit der Dt. Akademie der Technikwissenschaften.
Der Haarer Bürgermeister Dr. Andreas Bukowski, die Leiterin der Gemeindebibliothek Johanna Zeber, Anne Brieger vom Buchladen Haar und ich als Literaturwissenschaftlerin stellen Ihnen unsere Lieblingsbücher für den Sommer vor. Die Veranstaltung findet hybrid statt.
Es fällt schwer mit dem Blick auf die aktuelle Politik in den USA und ihrem irrlichternden Präsidenten noch allzu viel Gutes in und an der ältesten existierenden Demokratie der Welt zu entdecken. Dieser Vortrag möchte den dystopischen Gegenwartsanalysen widerstehen und sich auf die Aspekte von Geschichte, Gesellschaft, Kultur und Politik konzentrieren, in denen die USA noch wirklich "great" sind - und hoffentlich bleiben werden. Unmittelbar vor den Feierlichkeiten zu 250 Jahren Gründung der USA ist das vielleicht eine ermutigende Perspektive angesichts der real existierenden MAGA-Welt.. Michael Hochgeschwender ist Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie im Amerika-Institut der LMU München. Der Vortrag wird zeitgleich als Live-Stream angeboten. Wählen Sie bei der Anmeldung zwischen "Präsenz" und "Online". Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung. In Zusammenarbeit mit der vhs im Norden des Landkreises München. Keine Ermäßigung möglich!
Myles W. Jackson ist ein US-amerikanischer Wissenschaftshistoriker und derzeit Professor am Institute for Advanced Study, Princeton, sowie u.a. außerordentliches Mitglied der Dt. Akad. der Technikwissenschaften. Der Vortrag behandelt die harmonische Beziehung zwischen Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Musikern in den letzten beiden Jahrhunderten. Wissenschaftler und Ingenieure haben Musikern bzw. Komponisten neue Möglichkeiten der Klangerzeugung und ästhetischen Gestaltung gegeben. Beispiele sind Wilhelm E. Webers Forschungen zu adiabatischen Phänomenen und kompensierten Orgelpfeifen, Hermann von Helmholtz' Beiträge zur akustischen Resonanz und zum Steinway-Resonanzboden sowie Friedrich Trautweins Arbeiten zur Radio-Klangtreue und seine Erfindung des Trautoniums. Thema ist auch die Zusammenarbeit von Physiologen, Physikern und Klavierpädagogen, die die Klavierspiel-Technik verbessern wollten. In Kooperation mit der Dt. Akad. der Technikwissenschaften.