Referent: Prof. Dr. Peter Longerich lehrte Moderne Geschichte an der Univ. London, wo er das Holocaust Research Centre gründete, und an der Bundeswehr-Univ. Neubiberg. Er war Teil des ersten unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus des Bundestags und Mitautor der Konzeption des NS-Dokumentationszentrums München. Seine Bücher finden weltweit Beachtung, auch „Antisemitismus. Eine deutsche Geschichte“ (2021). Der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 hat gezeigt, wie gefährlich die Lage für Juden in Deutschland geworden ist, und die Debatte danach, dass antijüdische Einstellungen schon lange in der Mitte der Gesellschaft existieren. Antisemitismus hierzulande nur als Sündenbock-Phänomen zu sehen, greift zu kurz. Die Geschichte zeigt, dass das Verhältnis zum Judentum bis heute vor allem ein Spiegel des deutschen Selbstbildes und der Suche nach nationaler Identität geblieben ist.
Constantin Rauer, Philosoph, Religions- und Kulturwissenschaftler, arbeitet seit 15 Jahren an der semiologischen Entschlüsselung der inhaltlichen, v.a. religiösen Bedeutung der Höhlenmalerei und Eiszeitkunst. Er veröffentlichte u.a. "Lascaux oder die Geburt der Ethik" (In: Prähistor. Zeitschrift, 2017). Anhand von 100 Abbildungen werden die Gravuren und Gemälde von Lascaux vorgestellt, anhand derer die animistischen Glaubensvorstellungen der Steinzeit nachvollzogen werden können. Dabei geht es zunächst um die bildarchitektonische Aufteilung und die symbolische Funktion der Höhlenräume. Eine zentrale Bedeutung kommt den Wiedergeburten von Getöteten - Menschen oder Tiere - zu. Ein besonderes Augenmerk gilt den Mythen der 88 Hirschdarstellungen. Jeder der Räume beinhaltet eine Szene, die miteinander verbunden eine Erzählung darstellen.
Im Rahmen der Führung erhalten die Besucher:innen eine Einführung in die Geschichte der jüdischen Gemeinde in München, in die Architektur der Synagoge sowie in den Ablauf eines Gottesdienstes. Die Bräuche und Traditionen des jüdischen Glaubens werden anhand des Synagogenaufbaus näher erklärt. Rituelle Objekte der jüdischen Religionspraxis werden vorgestellt und veranschaulichen somit die Erklärungen. Bitte beachten: Wegen der Sicherheitskontrolle bitte 20 Minuten vor Beginn mit Perwonalausweis da sein.
Marcus Willaschek ist ein international führender Kant-Experte und Professor für Philosophie in Frankfurt am Main. Forschungsaufenthalte führten ihn u.a. nach Harvard und Berkeley. 2023 erschien von ihm bei C.H. Beck eine vielbeachtete Publikation zu Kant. Kants „Kritik der reinen Vernunft“ ist ein Meilenstein der Geistesgeschichte, weil sie ein neues Verständnis unseres menschlichen Standpunkts in der Welt entwickelt. Er nennt das seine „Revolution der Denkart“. Sie besteht in der Einsicht, dass ein objektives Bild der Welt sich nicht allein aus den Eigenschaften der erkannten Dinge ergibt, sondern auch aus der Funktionsweise menschlicher Erkenntnis. Manche Aspekte unseres Weltbildes, etwa Raum und Zeit, gehen Kant zufolge nicht auf Eigenschaften der Welt selbst zurück, sondern auf den menschlichen Geist. Trotzdem sind sie objektiv gültig, weil sie ein objektives, für alle Menschen gültiges Bild der Realität erst möglich machen. Dieser revolutionäre Gedanke einer „Objektivität des menschlichen Standpunktes” ist nicht nur für Kants Erkenntnistheorie, sondern auch für seine Ethik und Ästhetik grundlegend. Der Dozent erklärt Kants Revolution des Denkens auf anschauliche und verständliche Weise und gibt so einen guten Einblick in die Grundlagen der kantischen Philosophie
Viele Menschen schauen kritisch auf den Islam. Aber nur wenige haben sich mit der Religion und ihren Grundüberzeugungen befasst. Was sind die Grundlagen des Islams? Wovon geht er aus? Wohin strebt er? Welche Strömungen gibt es und wie entstanden sie? Der Vortrag versucht, die großen Fragen rund um den Islam "aufzuklären", und gibt einen ersten Überblick über diese faszinierende Weltreligion. Der Dozent hat sich jahrelang mit Themen rund um den Islam beschäftigt und engagiert sich für liberale Strömungen im Islam.